Egor Kozlov von GFE Solutions und Philipp Jansen von LÜHR FILTER im Interview
Im deutschen Mittelstand herrscht seit Jahren Fachkräftemangel. Viele Unternehmen wenden sich an Outsourcing-Dienstleister, um ihre Stellen extern zu besetzen. Doch heimische Anbieter fordern Tagessätze, welche den Mittelständlern oft zu teuer sind. Osteuropäische Anbieter hingegen unterbieten diese Preise um ein Vielfaches, bei gleicher oder sogar besserer Qualität. Im Interview berichten Egor Kozlov von der ukrainischen GFE Solutions und Philipp Jansen von LÜHR FILTER von ihrem gemeinsamen Outsourcing-Projekt.
Worin besteht die Dienstleistung von GFE Solutions?
Kozlov: Wir bieten mit GFE Solutions Ingenieursdienstleistungen an. Dabei stellen wir unseren Kunden aus verschiedensten Industrien einen Remote Service zur Verfügung. So unterstützen wir technische Abteilungen mit unseren Konstrukteuren, Analysten und Programmierern aus der Ukraine.
Was macht den ukrainischen Markt so attraktiv für deutsche Unternehmen?
Kozlov: Die Ukraine ist bekannt für die hohe Qualität ihres öffentlichen Bildungssystems sowie die Fähigkeit unserer Absolventen, sich in westliche Unternehmenskulturen problemlos zu integrieren. Darüber hinaus überschneiden sich unsere Zeitzonen, somit sind wir immer verfügbar, wenn unsere deutschen Kunden uns erreichen möchten. Natürlich liegt der größte Vorteil unserer Klienten in der Kostenersparnis. Zwar ist die Ukraine nicht das günstigste Outsourcing-Ziel, doch kosteneffizient ist es hier allemal. Deutsche Unternehmen, welche Mitarbeiter in der Ukraine beschäftigen, sparen bis zu 70% im Vergleich zu den Kosten, welche für In-House Angestellte anfallen würden. Dies steigert den Gewinn und schafft zusätzlichen Raum für Investitionen in die Unternehmensentwicklung.
Jansen: Die Wahl eines ukrainischen Dienstleisters hing primär mit dem Fachkräftemangel im Ingenieursbereich zusammen. Für uns wird es immer schwieriger, gute Facharbeiter in Deutschland zu finden. Kiew hingegen ist bekannt dafür, gute Konstrukteure und Ingenieure mit starken technischen Kompetenzen auszubilden. Diese sind gleichzeitig sehr software-affin und gute Programmierer. Zusätzlich verlangen deutsche Anbieter bei ähnlicher Qualität teilweise das Vierfache des Preises. Als Mittelständer müssen wir daher nach Alternativen suchen. Voraussetzung für die Umsetzung eines solchen Projektes ist jedoch immer, dass es arbeitsrechtlich einwandfrei ist, was bei dem Remote-Service von GFE Solutions gegeben ist.
Was unterscheidet GFE Solutions von seinen internationalen Wettbewerbern?
Kozlov: Bei uns ist der Kunde König. Dieser Gedanke sollte in jeder Supply Chain vorherrschen und ist gleichzeitig der Anspruch an unsere Mitarbeiter. Verfügbarkeit, Flexibilität und Wertschätzung sind die Grundsätze unserer Arbeit. Sie erlauben es uns, einen exzellenten Service mit schnellen Reaktionszeiten zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört auch, dass wir nie „Nein“ sagen. So kann es manchmal anstrengend werden und viel von uns fordern, doch wenn der Kunde am Ende sagt „Danke, jetzt bin ich zufrieden“, sind wir das auch.
Welche finanziellen und prozessbezogenen Vorteile liefert GFE Solutions seinen Kunden?
Kozlov: Unsere Kunden profitieren von unserem wettbewerbsfähigen Preismodell, welches rund 60% unter den Preisen unserer europäischen Wettbewerber liegt. Jedoch steht bei uns statt dem Preis immer die Qualität an erster Stelle. Dafür haben wir eine neue Form des Outsourcings auf den Markt gebracht. Oft verzichten Unternehmen auf Outsourcing, da Sorgen um den reibungslosen Ablauf aufkommen. Versteht der Anbieter meine Wünsche? Liefert er rechtzeitig? Kann er meine besonderen Anforderungen erfüllen? Wir lösen dieses Problem, indem wir unsere Dienstleistung zu 100% kundenorientiert aufstellen. Unsere Klienten haben zu jedem Zeitpunkt die volle Kontrolle über alle Prozesse. Statt mit einem externen Dienstleister zusammenzuarbeiten, fühlt es sich für den Kunden an, als wären wir Kollegen. Und so empfinden wir die Zusammenarbeit auch.
Wie war das technische Management von LÜHR FILTER vor der Zusammenarbeit mit GFE Solutions aufgestellt?
Jansen: Zu Beginn hatten wir einen extrem hohen Work-Load in der technischen Bearbeitung. Als Mittelständer im Projektgeschäft können wir jedoch nicht sofort neue Mitarbeiter einstellen, wenn mehr Arbeit anfällt. Denn die zusätzliche Kapazität wird überflüssig, wenn sich der Work-Load saisonal bedingt reduziert. Hier haben wir bereits umfangreich auf die Unterstützung externer Dienstleister zurückgegriffen, welche allerdings auch entsprechend hohe Preise haben.
Was waren die primären Ziele des Projekts von Lühr Filter und GFE Solutions?
Jansen: Das anvisierte Ziel war der Aufbau eines externen Engineering-Teams, welches ausschließlich für uns arbeitet. Gleichzeitig sollte dieses Team in Zeiten geringer Auslastung auch mal für vier Wochen pausieren können. Dies war mit GFE Solutions in Kiew möglich. Dort wurde ein Team aufgebaut, welches in unsere Abläufe und Prozesse eingearbeitet wurde und von Kiew aus in unseren Systemen arbeitet. Dabei werden die zeit- und lohnintensiven Arbeiten, welche konstruktiv nicht kritisch sind, von dem Team in Kiew übernommen. Unsere Ingenieure fokussieren sich derweil auf die strategisch wichtigeren und qualitätskritischen Themen.
Wie geht GFE Solutions auf seinen Projekten vor?
Kozlov: Für uns sind insbesondere die Details sehr wichtig. Denn alle unsere Kunden haben verschiedene Traditionen und Anforderungen, welche wir erfüllen möchten. Daher definieren wir für jedes Projekt ein auf den Kunden abgestimmtes Team, welches exakt dem Anforderungsprofil entspricht. Unsere Cloud-Lösungen erlauben es uns, Informationen in Echtzeit auszutauschen und so im Team perfekt zu harmonieren. Somit bleiben Informationen präsent, wir stehen immer in Verbindung und liefern rechtzeitig ab. Um dies zu gewährleisten, reist der jeweilige Team Leader regelmäßig zu unseren Kunden nach Deutschland. So können wir sicherstellen, dass das Projekt jederzeit den Erwartungen des Kunden entspricht und wir auch auf Detailänderungen schnell reagieren können.
Jansen: Bei unserem Projekt wurde von Anfang an ein Projektleiter, beziehungsweise Team Leader, seitens GFE Solutions bestimmt. Dieser Team Leader, in unserem Fall Denys Kosykh, spricht perfekt Englisch und fungiert als Schnittstelle zwischen unserer Firma und GFE Solutions. Dabei pendelt er wöchentlich zwischen Kiew und Stadthagen, eine Woche ist er in Kiew und die nächste Woche bei uns. Der Team Leader ist sehr stark in unsere Abläufe integriert. Er kümmert sich um etwaige Ab- und Neuzugänge im GFE-Team und schult die Teammitglieder. Die Fragen und Herausforderungen, welche er in der Woche bei uns sammelt, nimmt er mit nach Kiew, wo er gemeinsam mit dem Team Lösungen konzipiert.
Welche Aspekte waren vor dem Hintergrund der Unternehmensphilosophie und Kundenansprüche von LUEHR FILTER besonders wichtig?
Jansen: Für uns war wichtig, dass die Konstrukteure auch die entsprechende Ausbildung im Bereich Konstruktionstechnik mitbringen. In unserem Team bei GFE Solutions sitzen daher ausschließlich studierte Konstruktionstechniker. Darüber hinaus musste gewährleistet sein, dass die Mitarbeiter auch in der Nutzung unseres CAD-Systems ausgebildet werden. Das war bei unseren Kandidaten gegeben. Natürlich waren Englischkenntnisse auch vorausgesetzt, schließlich muss die Kommunikation einwandfrei funktionieren. Letztendlich mussten die Mitarbeiter sich genauso einarbeiten, wie jeder andere neue Angestellte auch.
Kozlov: Ich selber bin Ingenieur und habe einen Master in Maschinenbau. Nach meiner Arbeit als Konstrukteur wurde ich dann CEO einer Maschinenfabrik für die Produktion von Geländefahrzeugen. Unser Team besteht aus qualifizierten und erfahrenen Ingenieuren sowie Konstrukteuren aus verschiedensten Bereichen. Einige haben Erfahrungen im Maschinenbau, andere im Helikopterbau oder wie ich im Bau von Geländefahrzeugen. Was wir jedoch alle mitbringen, ist ein hohes Maß an Motivation. Wir sind ein Team von leidenschaftlichen Ingenieuren, welche alle das Ziel haben, den Kunden zufriedenzustellen.
Welche Entwicklungen und Vorteile konnten durch das gemeinsame Projekt erzielt werden?
Jansen: Die erzielten Vorteile liegen insbesondere in einer erhöhten Professionalität sowie in den finanziellen Einsparungen. Je schneller und umfangreicher uns die benötigten technischen Unterlagen vorliegen, desto niedriger sind die Durchlaufzeiten bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung. Wir haben die Zusammenarbeit als sehr zufriedenstellend empfunden. Daher planen wir auch schon, die Kooperation weiter auszubauen und perspektivisch zum Jahresende 15 Mitarbeiter von GFE Solutions zu beschäftigen.
Kontakt:
Kloepfel Group
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