Die Auftragslage ist gut, aber Lieferengpässe machen es unmöglich, die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen. Laut Experten stehen 70 Prozent aller deutschen Betriebe im produzierenden Bereich vor diesem Dilemma. Bis sich die Lage bessert, kann es dauern. Schließlich weiß niemand genau, wie sich die Coronapandemie in den nächsten Monaten entwickelt.
Ein Mittel, um dieses Problem langfristig in den Griff zu bekommen, ist der 3D-Druck. Mithilfe der additiven Fertigung werden Unternehmen in vielen Branchen unabhängiger von empfindlichen Lieferketten. Zusätzlich profitieren sie je nach Anwendungsbereich von weiteren Vorteilen.
Hier beschäftigen wir uns damit, wie 3D-Druck bei Lieferengpässen helfen kann und aus welchen anderen Gründen immer mehr Unternehmen auf die additive Fertigung setzen.
Wie die Coronapandemie dem 3D-Druck einen Schub verpasste
Die Coronapandemie hat schmerzlich aufgezeigt, wie abhängig die deutsche Wirtschaft von reibungslos funktionierenden globalen Lieferketten ist. 3D-Druck erwies sich dabei früh als ein Instrument, um die negativen Folgen abzumildern.
So druckten auf dem ersten Höhepunkt der Pandemie Automobilhersteller Teile von Beatmungsgeräten oder Atemschutzmasken. Auf diese Art ließ sich die medizinische Versorgung von Patienten aufrechterhalten, obwohl globale Lieferketten unterbrochen waren und der Bedarf an medizinischen Geräten in die Höhe schnellte.
Aber nicht nur in der Medizin, auch in anderen Branchen nutzten Unternehmen erfolgreich das Potenzial des 3D-Drucks, um die Herausforderungen der Krisensituation zu bewältigen. Viele planen, dies nach der Krise weiterhin zu tun.
So wird 3D-Druck heute in deutschen Unternehmen eingesetzt
3D-Druck liegt im Trend in der deutschen Wirtschaft. Eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom ergab:
- Jedes dritte deutsche Industrieunternehmen mit 100 oder mehr Mitarbeitern sieht den 3D-Druck als wirksames Mittel gegen Unterbrechungen von Lieferketten.
- 44 % der Befragten nutzen 3D-Druck bereits, 20 % planen dies für die Zukunft und weitere 20 % diskutieren die Frage zur Nutzung.
- Nur 14 % betrachten das Thema aktuell als nicht relevant.
- In erster Linie stellen Unternehmen mithilfe von 3D-Druck Muster und Gießformen, Ersatzteile und visuelle Modelle her. Einen hohen Stellenwert haben auch die Produktion von Montagevorrichtungen und Sonderanfertigungen.
Zu den Branchen, in denen 3D-Druck zur Anwendung kommt, gehören zum Beispiel die folgenden:
Automobilindustrie
Ob Daimler oder Volkswagen, große deutsche Automobilhersteller verwenden 3D-Druck zum Beispiel bei der Erstellung von Prototypen oder der Produktion von Ersatzteilen. Außerdem kommt die additive Fertigung für die Herstellung von Werkzeugen oder Vorrichtungen zur Anwendung. In Zukunft soll sie auch bei der Serienfertigung eine wichtige Rolle spielen.
Deutsche Bahn
Schon seit einiger Zeit produziert die Deutsche Bahn Ersatzteile für ihre Züge mithilfe von 3D-Druck. Auf diese Art spart das Unternehmen Rohstoffe und Kosten. Ausgefallene Züge sind schneller wieder einsatzfähig.
Maschinenbau
Flexibilität wird immer wichtiger für Maschinenbauunternehmen, um schnell auf individuelle Kundenwünsche zu reagieren. Diese Entwicklung trägt neben Störungen von Lieferketten dazu bei, dass der 3D-Druck an Stellenwert gewinnt.
Medizintechnik
Vielleicht sind auch Sie schon in den Genuss einer Zahnschiene gekommen, die mithilfe von 3D-Druck hergestellt wurde. Weil additive Verfahren es möglich machen, vergleichsweise kostengünstig und leicht maßgeschneiderte Lösungen zu erstellen, genießen sie wachsende Beliebtheit in der Medizintechnik. Das betrifft nicht nur Atemmasken. Ob Implantate, Hörgeräte oder die erwähnte Zahnschiene, das Potenzial additiver Fertigung für medizinische Zwecke ist groß.
Werkzeugproduktion
Lange wurden Werkzeuge vor allem in Billiglohnländern produziert und instandgesetzt, um Kosten zu sparen. Mit additiver Fertigung lässt sich beides vor Ort in Deutschland durchführen. In der Automobilindustrie beispielsweise werden durch 3D-Druck produzierte Werkzeugsegmente für die Herstellung von Karosserieteilen eingesetzt.
Mehr Unabhängigkeit und Flexibilität, geringere Kosten – Vorteile des 3D-Drucks
Die größere Unabhängigkeit von Lieferketten ist ein wichtiges Argument für die wachsende Beliebtheit des 3D-Drucks.
Mit additiver Fertigung können Unternehmen dringend benötigte Ersatzteile kurzfristig vor Ort herstellen, statt erst Rohmaterialien, Ersatzteile und Werkstücke transportieren zu müssen. Was sie brauchen, ist in erster Linie eine digitale Datei. Werkzeuge wie Gussformen sind überflüssig.
Zusätzlich hat 3D-Druck viele weitere Vorteile in der Produktion:
- Schnelle Produktion: Die Herstellung von Atemmasken und Bauteilen für Beatmungsmaschinen in der Coronapandemie hat eindrucksvoll demonstriert, wie schnell additive Fertigung sein kann. Da die benötigten Komponenten und Arbeitsprozesse in einem Schritt zusammengeführt werden, ist die Produktion weniger komplex als mit herkömmlichen Verfahren. Funktionen wie Kühlkanäle lassen sich direkt in Bauteile integrieren.
- Weniger Rohstoffe: Bei der Herstellung mittels 3D-Druck wird im Regelfall nur so viel Material verwendet, wie auch gebraucht wird. Anders als bei traditionellen Verfahren fällt kein Ausschuss an.
- Flexibilität: Produkte in der Medizintechnik beispielsweise sind oft sehr individuell. Sie auf herkömmliche Art herzustellen, ist aufwendig und teuer. Anders mit 3D-Druck. Damit lassen sich maßgeschneiderte Produkte so produzieren, dass sie unmittelbar verfügbar sind. Dasselbe gilt für Anpassungen.
- Optimierte Lagerung: Mit 3D-Druck können Sie vieles on demand produzieren. Das heißt, Sie sparen Lagerfläche.
- Kosteneinsparungen: Einzelne Arbeitsprozesse aus Kostengründen an ausländische Fabriken auszulagern, ist in vielen Fällen nicht mehr notwendig, wenn Sie additive Fertigung einsetzen. Denn so kann bereits eine Person kleinere Mengen von Ersatzteilen produzieren. Transportkosten sparen Sie ebenfalls.
Der Trend zum 3D-Druck ist klar erkennbar
3D-Druck gewann schon vor dem Beginn der Coronapandemie an Bedeutung in der deutschen Wirtschaft. Aber die Krise hat auf eindrucksvolle Art gezeigt, wie stark sich die Abhängigkeit von globalen Lieferketten auf die deutsche Wirtschaft auswirken kann.
Additive Fertigung kann dazu beitragen, diese Abhängigkeit zu verringern, ob in der Medizintechnik, der Automobilindustrie oder im Werkzeugbau. Zusätzlich hat sie, je nach Anwendungsbereich, viele weitere Vorteile, angefangen bei Kosteneinsparungen. Das haben führende Unternehmen erkannt und setzen zunehmend auf 3D-Druck in der Fertigung. So profitieren sie nicht nur von Wettbewerbsvorteilen in einer digitalisierten Welt, sie sind auch besser auf die nächste globale Krise vorbereitet.
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